Noten sind ein miserabler Ratgeber

Noten sind ein miserabler Ratgeber

Wer sich mit anderen vergleicht, wird unglücklich. Das ist eine Binsenweisheit. Dennoch lehren wir unsere Kinder, dass es der Vergleich ist, der zählt. Oder wozu gibt es Notenspiegel?

Wer sich mit anderen vergleicht, vergleicht Äpfel mit Birnen. Genetisch sind wir eine Mischung aus unseren Eltern, den Verwandten und ein paar gut gemeinten Mutationen. Damit starten wir schon hyperindividuell im Mutterleib. Wir werden geboren zu einer ganz bestimmten Zeit an einem ganz bestimmten Ort mit ganz bestimmten Menschen um uns herum. Niemand anderes hat genau diese Umstände. Und das geht so weiter. Immer weiter.

Um sich mit anderen zu vergleichen zu können, müssen wir eine Vielzahl von Eigenschaften ausblenden. So viele, dass der Vergleich keinen Sinn mehr ergibt.

Dreisatz für Intelligenzbolzen

„Aber Bewertung der Kinder ist doch eindeutig! Nehmen Sie den Dreisatz!“

Ein Arbeiter öffnet 4 Kartons pro Stunde. Wie lange brauchen zwei Arbeiter für 4 Kartons?

Die Antwort ist einfach oder?

Natürlich eine halbe Stunde!

Wenn jetzt aber das Kind die Lösung: „2 Stunden“ aufschreibt. Was sagt es über das Kind aus?

Das es nicht rechnen kann?

Was ist, wenn das Kind davon ausging, dass sich zwei Arbeiter verquatschen und deshalb einfach länger brauchen? Übrigens eine Lösung, die deutlich näher an der Lebensrealität liegt.

Man könnte jetzt davon ausgehen, dass ein intelligentes Kind, das auf solch einen kreativen Lösungsweg kommt, auch so intelligent sein müsste, zu erkennen, dass es sich im Kontext des Mathematiktests um eine Dreisatzaufgabe handelt.

Intelligente Kinder brauchen manchmal länger zum Lösen einer einfachen Aufgabe

Daraus ergibt sich für sehr intelligente Kinder eine deutliche Steigerung der Komplexität einer eigentlich einfachen Aufgabe. Kein Wunder also, dass sehr intelligente Kinder manchmal länger zum Lösen einfacher Aufgaben brauchen.

Ein Vergleich dieser Mathematiktestergebnisse wäre wieder einmal ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

  • Warum zeigen wir unseren Kindern einen Notenspiegel?
  • Warum vergleichen wir sie anhand ihrer Leistungen, die wir doch gar nicht richtig messen können?
  • Warum werden die besten Schüler eines Jahrgangs ausgezeichnet?